22.05.2023
5 Erkenntnisse für die UX-Welt von Morgen
In fast 25 Jahren haben unsere UX-Expert*innen vielen Unternehmen in mehr als 4.500 Projekten zu menschenzentrierten und modernen UIs verholfen. Dabei wurde die Frage, wie ein Unternehmen sich selbst und das Produktportfolio im Zuge der digitalen Transformation erfolgreich ausrichtet, immer zentraler. Im dritten und letzten Teil unserer Serie fassen wir die wichtigsten Erkenntnisse zusammen, die ihr bei der strategischen Ausrichtung von Experience Design (XD) im Blick haben solltet.
Wie können Unternehmen die Experience, die vom UX-Dienstleister vorbereitet wird, langfristig in der Kundenbeziehung Wirklichkeit werden lassen? Und wie müssen sich Organisationen ausrichten, um zukunftsfähige Produkte und Services zu entwickeln? Beim Auf- und Ausbau der UX-Kompetenzen sollte jedes Unternehmen folgende 5 Aspekte berücksichtigen:
1. UX-Boom geht weiter
Der UX-Boom wird weitergehen. Das ist die positive Nachricht. In Teil 2 unserer Serie haben wir aber auch bereits beschrieben, dass dieser Boom die Experience-Branche und die Unternehmen, die auf UX-Kompetenzen setzen, vor einige Herausforderungen stellt. Jedoch werden nur wenige Produkte in Zukunft noch eine Chance am Markt haben, wenn sie nicht zumindest zielgruppengerechte Usability mitbringen und eine grundlegende Ästhetik ausstrahlen. Die Firmen, die das Potential von UX nicht nutzen, werden im Wettbewerb nicht mehr bestehen können – davon sind wir überzeugt. Es lohnt sich also, die Herausforderungen anzugehen.
2. Verknüpfung zwischen Design und Wertschöpfung
Wir sind überzeugt: Die positive Wirkung von Design auf die Wertschöpfung rückt in Zukunft noch stärker in den Fokus. Wir erwarten in den kommenden Jahren eine stärkere Verknüpfung zwischen Design und Wertschöpfung, wie es in größeren amerikanischen Unternehmen schon sichtbar wird: Zum Beispiel in der Rolle eines Growth Designers. Diese Rolle vereint sowohl Wissen über UX und Design als auch Knowhow im Marketing und Business Development.
3. Strategische Bedeutung von UX
Um den Mehrwert von UX in allen Unternehmensbereichen voll auszuschöpfen, müssen Unternehmen UX zeitnah an den verschiedensten Stellen besser integrieren. UX Professionals können oft mehr zur Wertschöpfung beitragen als derzeit abgerufen wird. Unternehmen müssen sich jedoch noch stärker darüber klar werden, in welcher Art und Weise sie Experience Design einsetzen KÖNNTEN, um erfolgreicher zu werden. Das bedeutet: Unternehmen brauchen einen Fahrplan, wie UX bei der Entwicklung von Produktvisionen, hinsichtlich der Ziele und Bedürfnisse (zukünftiger) Kund:innen und Nutzenden, sowie beim gesamten Transformationsprozess einer Organisation zum Geschäftserfolg beitragen kann.
Die Voraussetzungen, um die Möglichkeiten von UX umfänglich zu nutzen, müssen in der jeweiligen Organisation verankert werden. Diese Aufgabe intern zu lösen, wird für viele schwierig werden: Eingestellte UX Professionals bringen oft wenig Berufserfahrung mit und sind außerdem mit Aufgaben in der Produktgestaltung beschäftigt. Im Gegenteil: Die UX Professionals bräuchten selbst mehr Unterstützung, Weiterbildung und Austausch. Sie müssen gefördert werden. Angebote außerhalb der Organisation können die eigenen Möglichkeiten enorm bereichern und lassen sich einbeziehen.
4. Unzufriedenheit unter UX Professionals steigt
Die Voraussetzungen, um die Möglichkeiten von UX umfänglich zu nutzen, müssen in der jeweiligen Organisation verankert werden. Diese Aufgabe intern zu lösen, wird für viele schwierig werden: Eingestellte UX Professionals bringen oft wenig Berufserfahrung mit und sind außerdem mit Aufgaben in der Produktgestaltung beschäftigt. Im Gegenteil: Die UX Professionals bräuchten selbst mehr Unterstützung, Weiterbildung und Austausch. Sie müssen gefördert werden. Angebote außerhalb der Organisation können die eigenen Möglichkeiten enorm bereichern und lassen sich einbeziehen.
Vor allem berufsbegleitende Coaching-Angebote für UX Professionals sind wichtig und werden noch zu wenig genutzt. Auch das Arbeitsumfeld ist weiter im Wandel: Zukünftig werden Nachhaltigkeit und ethische Anforderungen eine größere Rolle im UX Design spielen. Neue Möglichkeiten durch KI werden den Arbeitsalltag von UX Professionals weiter verändern.
Eine Warnung wollen wir an Unternehmen und die Community der UX Professionals aussprechen: Es besteht die Gefahr, dass wir uns gerade eine Generation mit großer Frustration heranziehen:
- Hoffnungsvolle Quereinsteiger, die keinen Job finden, weil die Erwartungshaltung der Unternehmen und die gebotenen Kompetenzen aufgrund der Jobbezeichnung nicht zueinander passen.
- Einzelkämpfer, mit unzureichender Unterstützung und Entwicklungsmöglichkeiten, die sehen, wie ihre Arbeit regelmäßig verpufft.
- UX-Teams, die gegen bestehende Strukturen ankämpfen und über Jahre kaum nennenswerte Erfolge erzielen.
Wie groß die Frustration unter UX Professionals in Deutschland ist, zeigen die immer wieder aufkommenden Themen in der Community. Unternehmen sind gefordert, die Professionalisierung im Bereich UX auch durch die Unterstützung innerhalb ihrer Organisation stärker zu verfolgen. Aber auch Verbände wie UPA und Bitkom sind gefragt.
5. Ethische und nachhaltige UX
Die Herausforderungen durch neue Technologien, kulturelle und gesellschaftliche Probleme und Krisen vermischen sich zunehmend und erhöhen die Komplexität bei der Entwicklung neuer Anwendungen. Die digitale Transformation erfordert neue Verantwortung in der Produktgestaltung. Während viele Produktteams sich bisher noch auf die wirtschaftlichen Auswirkungen der Digitalisierung konzentrieren, müssen sie zukünftig auch ethische und soziale Aspekte berücksichtigen. Ohne eine entsprechende Berücksichtigung der Bedürfnisse und Werte der Nutzenden besteht die Gefahr, dass technologische Lösungen an ihnen vorbeigehen oder gegen ihre Interessen arbeiten.
Ethik spielt zukünftig eine immer wichtigere Rolle. Inklusion in Anwendungen wird (zumindest auf dem Papier) zum Gesetz. Die Service-Landschaft wird aggressiver und die Möglichkeiten der Nutzenden immer breiter (technisch, sprachlich, etc. ). Die Antwort darauf lautet gute Experience – von Service bis Produkt, von Kauf bis Entsorgung. Dessen Erfolg sehen wir tagtäglich in den Projekten mit unseren Kund:innen, die es verstanden haben, ihre Experience aufregend, intuitiv und wertvoll zu gestalten.
Fazit
UX ist ein wichtiger Faktor, der Marktwert und Konkurrenzfähigkeit wesentlich beeinflusst. Wir empfehlen jedem Unternehmen, UX als festen Bestandteil in die eigene Unternehmensstrategie aufzunehmen. Denn neben der Frage, wie Unternehmen neue und zukunftsfähige Produktinnovationen und Geschäftsmodelle aufbauen, entwickelt sich die Gestaltung einer kundenzentrierten Experience über alle (digitalen) Touchpoints inzwischen zur großen Herausforderung. Die Firmen, die das Potential von UX nicht nutzen, werden im Wettbewerb nicht mehr bestehen können. Umso wichtiger ist es, ein motiviertes und kompetentes UX-Team aufzubauen, das dieses Potential in zukunftsfähige Produkte überträgt.
UID-Serie:
UX in Deutschland
UX in Deutschland
Die Autor:innen
Lisa Reimer begleitet als Senior User Experience Consultant seit über 10 Jahren Kunden aus unterschiedlichen Branchen auf ihrem Weg von der Idee zum fertigen Produkt oder Service. Sie konzipiert und evaluiert dabei vor allem die passenden Nutzerschnittstellen. Zudem befähigt sie als Teil des UID-Teams „Facilitating and Consulting“ die Projektteams zu innovativem und agilem Arbeiten. Dabei nutzt sie z.B. den co-kreativen Prozess LEGO® SERIOUS PLAY®, um neue Prozesse und Ideen zu fördern und die Zusammenarbeit inspirierend zu gestalten.
Dr. Jan Seifert arbeitet als Lead User Experience bei UID. Er verfügt über umfassende Erfahrung in allen Phasen der menschenzentrierten Entwicklung. Je nach Projektanforderung führt der Diplom-Psychologe den Prozess selbst durch, leitet ihn an oder implementiert ihn. Seine Schwerpunkte liegen in den Branchen Enterprise, Industry und Automotive. Sein umfassendes Wissen und praktische Erfahrung gibt er in Vorträgen und Vorlesungen weiter. Er ist aktives Mitglied im Arbeitskreis User Research der German UPA, dem Berufsverband der deutschen Usability Professionals.
Mehr erfahren über UX:
- UX in Deutschland – Teil 1: Wachstumsmarkt Experience Design
- UX in Deutschland – Teil 2: Herausforderungen und Chancen des Experience Design
- Website der Changitors
- Weiterentwicklung mit UX-Coaching
- Coaching für Non-Design Manager
- Digitale Transformation mit agile UX
- Wie B2B-Unternehmen die Customer Experience verbessern
- Herausragende Kundenerlebnisse mit Experience Design gestalten
- Innovationen entwickeln mit UX